Erfolgreiche multi cloud strategie entwickeln

Eine Multi-Cloud-Strategie bedeutet, ganz gezielt Cloud-Dienste von mindestens zwei verschiedenen Public-Cloud-Anbietern zu nutzen. Anstatt also alles auf eine Karte zu setzen und sich komplett einem Anbieter wie AWS, Azure oder Google Cloud anzuvertrauen, verteilt man seine Anwendungen und Daten. Der Clou dabei: Man pickt sich für jede Aufgabe den Anbieter heraus, der genau dafür die besten Werkzeuge bietet.

Was eine multi-cloud strategie wirklich bedeutet

Stellen Sie sich Ihr IT-System wie ein Aktienportfolio vor. Alles in eine einzige Aktie zu stecken, wäre ziemlich riskant, oder? Genauso verhält es sich mit Ihrer IT-Infrastruktur. Eine Multi-Cloud-Strategie ist im Grunde die Diversifizierung Ihres digitalen Portfolios: Sie verteilen Ihre Ressourcen klug, um Risiken zu minimieren und gleichzeitig die besten Chancen zu nutzen.

Eine Visualisierung der Multi-Cloud-Strategie, die verschiedene Cloud-Anbieter-Logos miteinander verbindet

Hier geht es nicht darum, alles doppelt zu haben. Vielmehr verfolgt man einen „Best-of-Breed“-Ansatz. Man nutzt gezielt die Stärken jedes einzelnen Anbieters genau für den richtigen Zweck.

Der kern der strategie

Der Gedanke dahinter ist so einfach wie wirkungsvoll. In der Praxis könnte das so aussehen:

  • Künstliche Intelligenz & Machine Learning: Dafür greifen Sie auf die führende KI-Plattform von Anbieter A zurück.
  • Datenbanken & Analytik: Diese kritischen Workloads laufen auf den unschlagbaren Datenbank-Services von Anbieter B.
  • Archivierung & Speicher: Die kostengünstigsten Speicherlösungen für riesige Datenmengen finden Sie bei Anbieter C.

Mit diesem Vorgehen befreien Sie sich aus der Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter und dessen Kompromissen. Stattdessen bauen Sie sich eine maßgeschneiderte IT-Landschaft, die nicht nur leistungsstark und widerstandsfähig ist, sondern auch exakt auf Ihre geschäftlichen Ziele passt. Ein gutes Verständnis der verschiedenen Service-Modelle ist dafür die Basis – mehr dazu finden Sie in unserem Artikel was ist IaaS.

Abgrenzung zur hybrid cloud

Wichtig ist, Multi-Cloud und Hybrid Cloud nicht in einen Topf zu werfen. Während Multi-Cloud mehrere Public Clouds kombiniert, beschreibt Hybrid Cloud die Mischung aus einer privaten Cloud (Ihrer eigenen Infrastruktur) und mindestens einer Public Cloud. Die beiden Konzepte schließen sich aber keineswegs aus; viele Unternehmen fahren heute eine hybride Multi-Cloud-Umgebung.

Um die Unterschiede klarer zu machen, hier eine kurze Gegenüberstellung:

Vergleich gängiger cloud-modelle

Eine klare Gegenüberstellung, um die Multi-Cloud-Strategie von anderen Ansätzen abzugrenzen.

Strategie Beschreibung Hauptvorteil
Public Cloud Nutzung von Diensten eines einzigen Anbieters (z. B. nur AWS) über das öffentliche Internet. Einfachheit und schneller Einstieg.
Private Cloud Eine Cloud-Umgebung, die exklusiv von einem Unternehmen betrieben wird, entweder im eigenen Rechenzentrum oder bei einem Hoster. Maximale Kontrolle und Sicherheit.
Hybrid Cloud Kombination aus einer Private Cloud und mindestens einer Public Cloud. Flexibilität, um sensible Daten privat und skalierbare Workloads öffentlich zu halten.
Multi-Cloud Nutzung von Diensten von mindestens zwei verschiedenen Public-Cloud-Anbietern. Vermeidung von Anbieterabhängigkeit und Nutzung der besten Dienste von jedem Anbieter.

Diese Tabelle zeigt, dass jede Strategie ihre Berechtigung hat, die Multi-Cloud aber die größte Flexibilität und Unabhängigkeit verspricht.

Eine Multi-Cloud-Strategie ist keine technische Notwendigkeit, sondern eine bewusste Geschäftsentscheidung. Sie ermöglicht es Unternehmen, Verhandlungsstärke zu gewinnen, Innovationen zu beschleunigen und ihre digitale Souveränität zu wahren.

Die Zahlen sprechen für sich: Eine aktuelle Studie prognostiziert, dass im Jahr 2025 bereits 47 % aller IT-Anwendungen in Deutschland aus der Cloud kommen werden. In den nächsten fünf Jahren soll dieser Wert sogar auf 58 % klettern. Ein Hauptgrund dafür ist, dass 60 % der Unternehmen Cloud-Dienste nutzen müssen, weil viele Software-Lösungen nur noch als Cloud-Version angeboten werden. Mehr zu den Erkenntnissen zur Cloud-Nutzung in der deutschen Wirtschaft können Sie direkt bei Bitkom nachlesen. Diese Entwicklung zeigt deutlich, warum eine durchdachte Multi-Cloud-Strategie für zukunftsorientierte Unternehmen heute quasi unverzichtbar ist.

Vendor Lock-in vermeiden und die eigene Widerstandsfähigkeit stärken

Einer der größten strategischen Gewinne einer Multi-Cloud-Umgebung ist die Freiheit, die man damit bekommt. Man entkommt dem gefürchteten Vendor Lock-in – eine Situation, in der ein Unternehmen so tief im Ökosystem eines einzigen Anbieters verankert ist, dass ein Wechsel technisch extrem komplex und finanziell kaum noch zu stemmen wäre.

Ein Bild, das symbolisch eine Kette zerreißt, die ein Unternehmen an einen einzigen Cloud-Anbieter bindet

Stellen Sie sich vor, Ihr komplettes Geschäft läuft über die Plattform A. Was passiert, wenn dieser Anbieter plötzlich die Preise erhöht, ein wichtiges Produkt einstellt oder technologisch ins Hintertreffen gerät? Richtig, man steckt fest. Eine durchdachte Multi-Cloud-Strategie gibt Ihnen die Kontrolle und damit auch die Verhandlungsmacht zurück. Sie sind kein Bittsteller mehr, sondern ein Kunde, der echte Alternativen in der Hand hat.

Diese Unabhängigkeit macht Sie agil. Sie können flexibel auf Marktveränderungen reagieren und sich für jede Aufgabe gezielt die besten oder kosteneffizientesten Dienste herauspicken, ohne dass eine alte Entscheidung Sie ausbremst.

Maximale Ausfallsicherheit durch kluge Verteilung

Ein weiterer, absolut entscheidender Punkt ist die massive Steigerung der Resilienz. Was passiert denn, wenn Ihr alleiniger Cloud-Anbieter einen großflächigen Ausfall hat? Im schlimmsten Fall steht Ihr gesamtes Unternehmen still. Das bedeutet nicht nur immense Umsatzeinbußen, sondern auch einen gewaltigen Vertrauensverlust bei Ihren Kunden.

Mit einer Multi-Cloud-Architektur verteilen Sie dieses Risiko auf mehrere Schultern. Fällt ein Anbieter wegen technischer Pannen, eines Cyberangriffs oder einer Naturkatastrophe aus, können Ihre kritischen Anwendungen einfach auf die Infrastruktur eines anderen Anbieters ausweichen.

Eine Multi-Cloud-Strategie ist wie ein Sicherheitsnetz für Ihr Unternehmen. Sie fängt den Ausfall eines Anbieters auf und sichert so die Kontinuität Ihrer Geschäftsprozesse, selbst im Krisenfall.

Diese Redundanz ist heute kein Luxus mehr, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Ein wichtiger Baustein dafür ist eine saubere Notfallwiederherstellung, die wir in unserem Leitfaden zu Backup- und Recovery-Strategien ausführlich behandeln.

Gerade in Deutschland ist dieser Fokus auf Ausfallsicherheit ein zentrales Motiv. So planen deutsche Unternehmen kontinuierlich hohe Investitionen: Für 2025 wollen 46 % mehr in Cloud-Technologien investieren als im Vorjahr. Entdecken Sie weitere Einblicke, wie Multi-Cloud-Strategien deutsche Unternehmen für 2025 rüsten, um die Geschäftskontinuität zu stärken.

Kosten und Leistung gezielt optimieren

Mal ehrlich: Kein Cloud-Anbieter ist in allem der Beste. Anbieter A mag unschlagbar bei KI-Diensten sein, während Anbieter B die effizientesten Speicherlösungen für riesige Datenmengen hat. Eine Multi-Cloud-Strategie erlaubt es Ihnen, sich für jede Anwendung den Anbieter mit dem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis herauszusuchen. Das ist Rosinenpicken im besten Sinne.

Diese gezielte Auswahl führt zu spürbaren Kosteneinsparungen bei gleichzeitig besserer Performance.

  • Leistungsintensive Workloads: Rechenintensive Aufgaben packen Sie auf die Plattform, die dafür die meiste Power bietet.
  • Kostenkritische Datenarchivierung: Langzeitarchive lagern Sie bei dem Anbieter, der die günstigsten Speicherkonditionen hat.
  • Spezialisierte Dienste: Für eine spezielle Analyse-Software nutzen Sie genau die Cloud, die diese nativ und am effizientesten unterstützt.

Durch diesen Ansatz zahlen Sie nicht mehr für durchschnittliche Leistungen bei einem Anbieter überhöhte Preise, nur weil Sie an sein Ökosystem gebunden sind.

Datensouveränität und Compliance stärken

In einer Welt mit strengen Datenschutzgesetzen wie der DSGVO ist die Kontrolle über den Speicherort von Daten entscheidend. Eine Multi-Cloud-Strategie gibt Ihnen die Möglichkeit, Daten gezielt in Rechenzentren in bestimmten geografischen Regionen oder Ländern zu platzieren.

So können Sie lokale Datenschutzanforderungen mühelos erfüllen. Sie stellen sicher, dass Kundendaten aus der EU auch wirklich in der EU bleiben, während Daten für den asiatischen Markt in einem dortigen Rechenzentrum verarbeitet werden. Diese geografische Flexibilität ist ein unschätzbarer Vorteil, um Compliance-Vorgaben einzuhalten und das Vertrauen Ihrer Kunden zu festigen.

Komplexität und versteckte Kosten richtig managen

Eine ausgereifte Multi-Cloud-Strategie verspricht eine Menge, keine Frage. Aber der Weg dorthin ist oft steiniger als gedacht. Die mit Abstand größte Hürde? Die Komplexität explodiert förmlich. Wenn man hier nicht mit einem klaren Plan startet, fressen die neuen Probleme die alten Vorteile schnell wieder auf.

Stellen Sie sich vor, Sie dirigieren ein Orchester, in dem jeder Musiker nach einem völlig anderen Notenblatt spielt – das Ergebnis wäre pures Chaos. Ganz ähnlich fühlt es sich für IT-Teams an, die plötzlich mit den unterschiedlichen Oberflächen, APIs, Sicherheitsmodellen und Abrechnungen von AWS, Azure und der Google Cloud jonglieren. Jede Plattform hat ihre Eigenheiten, und das macht die Verwaltung schnell zu einem unübersichtlichen Dschungel.

Den Überblick im Management-Dschungel behalten

Um dieses Chaos in den Griff zu bekommen, sind einheitliche Management-Plattformen und Orchestrierungs-Tools der entscheidende Hebel. Man kann sie sich wie ein zentrales Cockpit vorstellen, von dem aus man eine klare, konsistente Sicht auf alle genutzten Cloud-Ressourcen hat. Anstatt sich in drei verschiedene Systeme einzuloggen, steuern Ihre Teams alles von einem Ort aus.

Solche Plattformen sind Gold wert, denn sie helfen dabei:

  • Ressourcen einheitlich bereitzustellen: Automatisierte Abläufe sorgen dafür, dass neue Anwendungen auf jeder Plattform nach den gleichen, definierten Standards aufgesetzt werden.
  • Workflows zu standardisieren: Teams können bewährte Prozesse über alle Clouds hinweg anwenden. Das steigert nicht nur die Effizienz, sondern reduziert auch die Fehlerquote spürbar.
  • Die Einarbeitungszeit zu verkürzen: Statt Experten für jede einzelne Cloud zu benötigen, können sich die Mitarbeiter auf ein zentrales Tool konzentrieren. Das macht das Team flexibler und spart Schulungskosten.

Mit diesem Ansatz wird die Komplexität endlich beherrschbar und die Verwaltung Ihrer Multi-Cloud-Umgebung deutlich schlanker.

Der wahre Wert einer Multi-Cloud-Strategie liegt nicht darin, einfach mehrere Clouds zu nutzen. Er liegt darin, sie wie eine einzige, zusammenhängende Einheit zu managen. Ohne eine zentrale Steuerung schafft man sich nur unkontrollierte Insellösungen.

Diese Infografik zeigt einen Drei-Schritte-Ansatz, um die häufigsten Fallstricke – Komplexität, Risiko und Kosten – systematisch aus dem Weg zu räumen.

Infografik über die Multi-Cloud-Strategie mit drei Schritten zur Reduzierung von Komplexität, Risiko und Kostenüberschreitung

Die dargestellten Schritte machen klar, wie gezielte Maßnahmen in den Bereichen Management, Sicherheit und Finanzen die größten Gefahren signifikant eindämmen können.

Ein zentrales Schutzschild für Ihre Sicherheit

Ein weiteres, oft unterschätztes Risiko sind unsichtbare Sicherheitslücken. Jeder Anbieter hat andere Standardkonfigurationen und Sicherheitsrichtlinien. Das Ergebnis ist eine fragmentierte Abwehrlandschaft. Was bei Anbieter A als sicher gilt, kann bei Anbieter B schon ein offenes Scheunentor sein. Solche Inkonsistenzen sind für Angreifer eine Einladung, unbemerkte Schwachstellen auszunutzen.

Eine zentralisierte Sicherheitsstrategie ist daher absolut unverzichtbar. Spezialisierte Werkzeuge wie Cloud Security Posture Management (CSPM) scannen permanent alle Ihre Cloud-Umgebungen auf Fehlkonfigurationen, Compliance-Verstöße und potenzielle Risiken. Sie liefern eine einheitliche Sicht auf die gesamte Sicherheitslage und schlagen Alarm, bevor aus kleinen Fehlern große Katastrophen werden.

FinOps als Kompass für Ihre Cloud-Ausgaben

Die wohl unangenehmste Überraschung für viele Unternehmen sind die versteckten Kosten. Die Hoffnung, durch den Wettbewerb der Anbieter Geld zu sparen, kann sich schnell ins Gegenteil verkehren, wenn die Ausgaben nicht eisern kontrolliert werden. Unterschiedliche Preismodelle, unerwartete Kosten für den Datenverkehr zwischen den Clouds und ungenutzte „Zombie-Ressourcen“ summieren sich schnell zu einem Schock am Monatsende.

Genau hier hat sich der Ansatz FinOps (Financial Operations) als Game-Changer etabliert. FinOps bringt Finanz-, Technik- und Management-Teams an einen Tisch, um die Cloud-Kosten gemeinsam zu verantworten. Es geht darum, Transparenz zu schaffen, Ausgaben in Echtzeit zu überwachen und datenbasierte Entscheidungen zur Optimierung zu treffen.

Aktuelle Zahlen bestätigen die Dringlichkeit: Für 84 % der IT-Entscheider ist das Management der Cloud-Kosten die größte Herausforderung bei der Umsetzung einer Multi-Cloud-Strategie. Das ist sogar noch wichtiger als die Sicherheit, die 77 % nannten. Wer mehr dazu wissen will, findet spannende Erkenntnisse zum Cloud Computing, die diese Herausforderungen untermauern. Eines ist klar: Ohne einen disziplinierten FinOps-Ansatz läuft selbst die beste technische Strategie Gefahr, am Budget zu scheitern.

So setzen Sie Ihre Multi-Cloud-Strategie in vier Schritten um

Eine starke Multi-Cloud-Strategie fällt nicht vom Himmel. Sie ist das Ergebnis eines durchdachten Prozesses, der mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme beginnt und in einer klug gesteuerten Umsetzung mündet. Wer ohne Plan loslegt, verliert sich schnell in der Komplexität und läuft Gefahr, die eigentlichen Vorteile zu verpassen.

Der Trick besteht darin, das Ganze in greifbare Phasen zu unterteilen. So behalten Sie die Zügel in der Hand, treffen fundierte Entscheidungen und bauen Ihre Strategie auf einem soliden Fundament auf. Die folgenden vier Schritte haben sich in der Praxis bewährt, um den Übergang sicher und effizient zu gestalten.

Eine schematische Darstellung des vierstufigen Prozesses zur Umsetzung einer Multi-Cloud-Strategie mit Icons für Analyse, Auswahl, Governance und Tools

Schritt 1: Ein ehrlicher Blick auf Ihre Anwendungen und Workloads

Bevor Sie auch nur einen Gedanken an Cloud-Anbieter verschwenden, müssen Sie Ihr eigenes Haus kennen. Sehen Sie diesen Schritt als eine gründliche Inventur Ihres digitalen Maschinenparks. Denn nicht jede Anwendung fühlt sich in jeder Cloud-Umgebung gleich wohl.

Die zentrale Frage, die Sie sich stellen müssen, lautet: Welche Anwendung gehört wohin?

  • Leistungshungrige Anwendungen: Wo brauchen Sie maximale Rechenpower und minimale Latenzzeiten?
  • Datenintensive Workloads: Welche Systeme schaufeln riesige Datenmengen und sind auf spezielle Analyse- oder Datenbankdienste angewiesen?
  • Legacy-Systeme: Haben Sie ältere, monolithische Anwendungen? Die sind oft besser in einer Private Cloud oder sogar noch On-Premise aufgehoben.
  • Moderne, containerisierte Apps: Diese sind meist die perfekten Kandidaten für Portabilität und können flexibel zwischen verschiedenen Public Clouds verschoben werden.

Diese detaillierte Analyse Ihrer Workloads ist das A und O. Sie bewahrt Sie davor, eine Anwendung in eine unpassende Umgebung zu pressen – ein Fehler, der sich später durch miese Performance und explodierende Kosten rächt.

Schritt 2: Die richtigen Cloud-Anbieter strategisch auswählen

Mit dem Wissen aus dem ersten Schritt können Sie jetzt gezielt auf die Suche gehen. Es geht nicht darum, einfach nur die drei großen Namen – AWS, Azure und Google Cloud – gegeneinander antreten zu lassen. Eine strategische Auswahl ist feiner und orientiert sich knallhart an Ihren tatsächlichen Bedürfnissen.

Legen Sie klare Kriterien für Ihre Bewertung fest, die über reine Feature-Listen hinausgehen. Wichtige Punkte sind dabei:

  • Leistung und Spezialisierung: Welcher Anbieter hat die besten Tools für Ihre wichtigsten Workloads (z. B. KI, Datenbanken, IoT)?
  • Kostenmodell: Schauen Sie ganz genau auf die Preisstrukturen. Hüten Sie sich vor versteckten Kosten, etwa für den Datentransfer zwischen Regionen.
  • Sicherheit und Compliance: Erfüllt der Anbieter alle Zertifizierungen und Datenschutzstandards, die für Ihre Branche überlebenswichtig sind?
  • Regionale Präsenz: Wo stehen die Rechenzentren? Das ist entscheidend für Latenz und die Einhaltung von Vorschriften zur Datensouveränität.

Eine bewährte Taktik ist der 80/20-Ansatz: Legen Sie den Großteil Ihrer Workloads (etwa 80 %) auf einen primären Anbieter, bei dem Ihre Teams tiefes Fachwissen aufbauen. Die restlichen 20 % verteilen Sie auf Nischenanbieter, um deren spezielle Stärken für ganz bestimmte Aufgaben zu nutzen.

Schritt 3: Eine robuste Governance als Leitplanke definieren

Ohne klare Spielregeln und Zuständigkeiten bricht in einer Multi-Cloud-Umgebung schnell Chaos aus. Eine robuste Governance ist das zentrale Regelwerk, das sicherstellt, dass alle Teams nach den gleichen Standards arbeiten und die Unternehmensziele im Blick behalten.

Stellen Sie sich Multi-Cloud-Governance wie die Straßenverkehrsordnung für Ihre Cloud-Infrastruktur vor. Sie legt fest, wer Vorfahrt hat, wo Tempolimits gelten und wie die Sicherheit aller gewährleistet wird.

Ihre Governance-Struktur sollte mindestens diese Kernbereiche abdecken:

  1. Rollen und Verantwortlichkeiten: Klären Sie unmissverständlich, wer den Hut aufhat – von der Kostenkontrolle bis zum Sicherheitsmanagement.
  2. Einheitliche Sicherheitsrichtlinien: Definieren Sie verbindliche Sicherheitsstandards, die für jede genutzte Cloud-Plattform gelten, ohne Ausnahme.
  3. Compliance-Vorgaben: Legen Sie fest, wie gesetzliche und interne Vorgaben (z. B. DSGVO) über alle Clouds hinweg konsequent umgesetzt werden.
  4. Kostenmanagement (FinOps): Schaffen Sie Prozesse, mit denen Sie die Cloud-Ausgaben ständig überwachen, analysieren und optimieren.

Schritt 4: Die passenden Management-Werkzeuge implementieren

Im letzten Schritt geht es darum, sich die richtigen Werkzeuge zu besorgen, um die Komplexität Ihrer Multi-Cloud-Welt in den Griff zu bekommen. Manuelle Verwaltung ist hier keine Option mehr. Sie brauchen eine zentrale Kommandozentrale, die Ihnen den Überblick verschafft und Prozesse automatisiert.

Die wichtigsten Werkzeugkategorien sind:

  • Cloud-Management-Plattformen (CMPs): Bieten ein zentrales Dashboard zur Verwaltung von Ressourcen über verschiedene Anbieter hinweg.
  • Orchestrierungs-Tools: Automatisieren die Bereitstellung und Konfiguration von Anwendungen und der darunterliegenden Infrastruktur.
  • FinOps-Lösungen: Bringen Licht ins Dunkel der Kosten und helfen, Budgets im Auge zu behalten.
  • Sicherheits- und Compliance-Tools (CSPM): Überwachen kontinuierlich alle Umgebungen auf Fehlkonfigurationen und Sicherheitslücken.

Ein guter Tipp für den Anfang ist ein Pilotprojekt. Schnappen Sie sich eine weniger kritische Anwendung und spielen Sie diesen vierstufigen Prozess einmal komplett durch. So sammeln Sie unschätzbare Erfahrungen und können Ihre Vorgehensweise verfeinern, bevor Sie Ihre gesamte IT-Landschaft umkrempeln.

Die richtigen anbieter und werkzeuge auswählen

Wenn die strategischen Weichen einmal gestellt sind, beginnt die eigentliche Arbeit: die Auswahl der passenden Partner und Werkzeuge für Ihre Multi-Cloud-Strategie. Das ist ein bisschen so, als würden Sie die Werkzeugkiste für ein großes Bauprojekt zusammenstellen. Ein guter Hammer ist wichtig, klar. Aber für Präzisionsarbeiten brauchen Sie eben auch das passende Spezialwerkzeug.

Dieser Schritt erfordert einen genauen Blick hinter die Marketingversprechen und Feature-Listen der Anbieter. Es geht darum, die echten Stärken der Plattformen zu verstehen und sie gezielt mit den Anforderungen Ihrer Anwendungen abzugleichen. Nur so bauen Sie eine Infrastruktur, die nicht nur läuft, sondern Ihr Geschäft aktiv voranbringt.

Den passenden anbieter für jeden anwendungsfall finden

Die großen Cloud-Plattformen – die sogenannten Hyperscaler – haben sich über die Jahre klar in bestimmten Bereichen positioniert. Ihre Wahl sollte also direkt davon abhängen, worauf Ihr Geschäft aufbaut und welche Art von Aufgaben Ihre IT bewältigen muss.

  • Amazon Web Services (AWS) war der Erste auf dem Spielfeld und ist bis heute Marktführer. AWS glänzt mit einer schier unendlichen Auswahl an Diensten und extremer Flexibilität. Das macht die Plattform zur ersten Anlaufstelle für Start-ups, agile Entwicklerteams und alle, die schnell skalieren und experimentieren müssen.

  • Microsoft Azure spielt seine Stärken vor allem im klassischen Unternehmensumfeld aus. Durch die tiefe Integration in die bestehende Microsoft-Welt – denken Sie an Office 365 oder Active Directory – ist Azure für viele etablierte Firmen die naheliegendste Wahl. Mehr zu den Vorteilen dieser Plattform erfahren Sie in unserem Artikel Was ist Azure?.

  • Google Cloud Platform (GCP) hat sich einen Namen gemacht, wenn es um Daten, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen geht. Basiert Ihr Geschäftsmodell auf der smarten Auswertung riesiger Datenmengen oder brauchen Sie die besten KI-Werkzeuge am Markt? Dann führt kaum ein Weg an GCP vorbei.

Die Entscheidung für einen Anbieter ist selten eine für die Ewigkeit. Eine durchdachte Multi-Cloud-Strategie erlaubt es Ihnen, einen Hauptanbieter für die meisten Aufgaben zu nutzen und gleichzeitig gezielt Spezialdienste von anderen Anbietern für besondere Anforderungen einzubinden.

Damit Sie den Überblick behalten, haben wir die Kernkompetenzen der großen Drei in einer Tabelle gegenübergestellt.

Stärken führender cloud-anbieter im überblick

Ein Vergleich der Hyperscaler basierend auf ihren Kernkompetenzen und typischen Einsatzszenarien.

Anbieter Typische Stärken Ideale Anwendungsfälle
AWS Umfassendes Dienstleistungsangebot, hohe Skalierbarkeit, große Community. Agile Softwareentwicklung, Start-ups, E-Commerce, vielfältige Workloads.
Azure Starke Integration in Microsoft-Produkte, hybride Cloud-Lösungen, Enterprise-Fokus. Bestehende Microsoft-Kunden, große Unternehmen, hybride Infrastrukturen.
GCP Führend in KI/ML, Big-Data-Analyse, Kubernetes, globale Netzwerkleistung. Datenintensive Anwendungen, KI-Projekte, containerisierte Applikationen.

Diese Übersicht macht deutlich: Es gibt nicht den einen „besten“ Anbieter. Es gibt nur den, der für Ihre spezifische Aufgabe am besten passt.

Unverzichtbare werkzeuge für das management ihrer multi-cloud-umgebung

Wer auf mehrere Clouds setzt, muss auch mehrere Ökosysteme beherrschen. Ohne die richtigen Werkzeuge führt das schnell zu Kontrollverlust, explodierenden Kosten und erheblichen Sicherheitsrisiken. Eine zentrale Steuerung ist daher kein nettes Extra, sondern schlicht eine Notwendigkeit, um die Komplexität im Griff zu behalten und Ihr IT-Team zu entlasten.

Die folgenden Werkzeugkategorien sind für eine erfolgreiche Multi-Cloud-Strategie essenziell:

  1. Cloud-Management-Plattformen (CMPs): Stellen Sie sich eine CMP wie das Cockpit Ihres Multi-Cloud-Setups vor. Sie bietet eine einheitliche Oberfläche, über die Sie alle Ressourcen in den verschiedenen Clouds verwalten. Anstatt sich in drei separate Konsolen einzuloggen, steuern und überwachen Sie alles von einem zentralen Punkt aus.

  2. FinOps-Tools: Die Kosten im Blick zu behalten, ist eine der größten Herausforderungen. FinOps-Tools schaffen hier Transparenz. Sie zeigen Ihnen genau, wo Ihr Geld hinfließt, helfen bei der Budgetplanung und decken Einsparpotenziale auf. Laufen Kosten aus dem Ruder, schlagen sie Alarm und ermöglichen eine genaue Zuordnung zum verursachenden Projekt.

  3. Cloud Security Posture Management (CSPM): Diese Tools sind quasi der digitale Wachhund für Ihre Cloud-Umgebungen. Sie scannen kontinuierlich alle Konfigurationen auf Schwachstellen, Compliance-Verstöße und Risiken. Ein CSPM-Tool sorgt für einheitliche Sicherheitsstandards über alle Anbieter hinweg und verhindert, dass eine simple Fehlkonfiguration zum Einfallstor für Angreifer wird.

Die Investition in solche Werkzeuge zahlt sich schnell aus. Sie steigern die Effizienz, erhöhen die Sicherheit und bewahren Sie vor teuren Fehlern. Letztendlich sind sie das Fundament, auf dem eine skalierbare und beherrschbare Multi-Cloud-Architektur steht.

Die Zukunft Ihrer IT liegt in der Multi-Cloud

Eines ist sicher: Die Entscheidung für eine Multi-Cloud-Strategie ist kein kurzlebiger Trend. Es ist eine grundlegende Weichenstellung, die Ihr Unternehmen für die Zukunft rüstet. Dieser Schritt ist auch weit mehr als eine reine IT-Entscheidung – es ist eine strategische Investition in die Agilität und Widerstandsfähigkeit Ihres gesamten Geschäfts.

Indem Sie sich für mehrere Anbieter öffnen, gewinnen Sie maximale Flexibilität und befreien sich aus der Abhängigkeit von einem einzigen großen Player. Das stärkt nicht nur Ihre Verhandlungsposition bei den Kosten, sondern minimiert auch das gefürchtete Risiko eines Vendor Lock-ins. Gleichzeitig schaffen Sie den Nährboden für echte Innovation, weil Sie sich ganz gezielt die Rosinen herauspicken können – also die besten Dienste jedes Anbieters für jede spezifische Aufgabe.

Eine Investition, die sich in Agilität auszahlt

Natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein. Die Komplexität in der Verwaltung nimmt zu, und ohne eine straffe Kostenkontrolle kann es schnell unübersichtlich werden. Diese Hürden sollten Sie aber nicht abschrecken, denn mit der richtigen Planung, klaren Governance-Strukturen und den passenden Management-Tools lassen sie sich absolut in den Griff bekommen.

Betrachten Sie den Umstieg auf eine Multi-Cloud-Umgebung nicht als technisches Hindernis. Sehen Sie es als strategische Chance, Ihre Organisation anpassungsfähiger, sicherer und letztendlich wettbewerbsfähiger zu machen. Die gewonnene Resilienz ist Ihr wertvollstes Gut in unsicheren Zeiten.

Der Gedanke, mehrere Cloud-Ökosysteme gleichzeitig jonglieren zu müssen, mag anfangs einschüchternd wirken. Doch der anfängliche Aufwand wird durch die langfristigen Vorteile mehr als aufgewogen. Unternehmen, die diesen Weg gehen, positionieren sich als Vorreiter, die technologische Veränderungen nicht einfach über sich ergehen lassen, sondern sie aktiv für sich nutzen.

Der erste Schritt ist oft der wichtigste

Sie müssen nicht von heute auf morgen Ihre komplette Infrastruktur über Bord werfen. Der Übergang lässt sich schrittweise und kontrolliert gestalten. Der erste Schritt ist dabei oft der einfachste, aber auch der entscheidendste, denn er schafft Klarheit und legt das Fundament für alles Weitere.

Fangen Sie am besten noch heute mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme an. Schauen Sie sich genau an, welche Anwendungen und Workloads bei Ihnen laufen und welche geschäftlichen Ziele Sie mit einer flexibleren Infrastruktur wirklich erreichen wollen. Diese Analyse ist das Fundament, auf dem Ihre erfolgreiche Multi-Cloud-Strategie stehen wird.

Häufig gestellte Fragen zur Multi-Cloud-Strategie

Wenn man anfängt, sich mit einer Multi-Cloud-Strategie zu beschäftigen, kommen schnell ganz konkrete Fragen auf. Hier habe ich die häufigsten Unklarheiten gesammelt und gebe Ihnen praxisnahe Antworten, die Ihnen bei der Planung mehr Sicherheit geben.

Was ist der genaue Unterschied zwischen Multi-Cloud und Hybrid Cloud?

Diese beiden Begriffe werden oft in einen Topf geworfen, beschreiben aber zwei grundlegend verschiedene Konzepte. Der entscheidende Unterschied liegt darin, welche Art von Clouds man miteinander kombiniert.

  • Hybrid Cloud: Stellen Sie sich vor, Sie verbinden Ihre eigene, private Infrastruktur (eine Private Cloud) mit den Diensten eines öffentlichen Anbieters wie AWS oder Azure. Genau das ist eine Hybrid Cloud.
  • Multi-Cloud: Hier geht es darum, die Dienste von mindestens zwei verschiedenen Public-Cloud-Anbietern zu nutzen. Man kombiniert also zum Beispiel AWS mit der Google Cloud.

Interessanterweise kann eine Architektur auch beides gleichzeitig sein. Nutzt ein Unternehmen seine Private Cloud und koppelt sie sowohl an AWS als auch an Google Cloud, dann spricht man von einer hybriden Multi-Cloud.

Ist eine Multi-Cloud-Strategie zwangsläufig teurer?

Auf den ersten Blick könnte man das meinen, aber die Antwort lautet: nicht unbedingt. Ja, die anfängliche Einrichtung und das Management sind komplexer und können kurzfristig höhere Kosten verursachen. Langfristig zahlt sich eine durchdachte Multi-Cloud-Strategie aber oft aus und führt sogar zu deutlichen Einsparungen.

Der Schlüssel dazu ist die gewonnene Flexibilität. Sie können für jede einzelne Anwendung oder jeden Dienst den Anbieter auswählen, der das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Das ist wie gezieltes Einkaufen, nur eben für Cloud-Services.

Der größte Hebel zur Kostenersparnis liegt in der Vermeidung des Vendor-Lock-ins. Wer nicht von einem Anbieter abhängig ist, kann dessen Preispolitik entgehen und muss sich nicht auf teure, starre Verträge einlassen.

Diese strategische Freiheit sorgt dafür, dass die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership) über die Zeit sinken und das Budget deutlich effizienter genutzt wird.

Lohnt sich Multi-Cloud auch für kleine Unternehmen?

Unbedingt! Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist es ein enormer Vorteil, nicht alles auf eine Karte setzen zu müssen. Anstatt sich komplett an das Ökosystem eines einzigen großen Anbieters zu binden, können sie sich so einen echten Wettbewerbsvorteil sichern.

Mit einer Multi-Cloud-Strategie können KMU flexibel die besten und innovativsten Speziallösungen vom Markt picken. So bleiben sie agil, können schnell wachsen und auf neue Anforderungen reagieren, ohne vorab riesige Summen in eine einzige Plattform investieren zu müssen. Diese Unabhängigkeit ist ein starker Motor für Innovation und Wachstum.


Haben Sie weitere Fragen oder brauchen Sie Unterstützung bei der Entwicklung Ihrer eigenen Cloud-Strategie? Als nach ISO 27001 zertifizierter Partner für IT-Sicherheit und Cloud-Lösungen steht Ihnen die Deeken.Technology GmbH zur Seite. Kontaktieren Sie uns für eine unverbindliche Beratung und erfahren Sie, wie wir Ihre IT-Infrastruktur zukunftssicher machen.

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